Wie viel Umsatz erzielt ein Hausmeisterservice wirklich? Die kurze Antwort lautet: Es kommt darauf an – auf Region, Leistungsumfang, Auslastung, Preispolitik und Kostenkontrolle. Wer die Branche nur durch die Brille „viel Bedarf, also viel Umsatz“ betrachtet, irrt. Umsatzstarke Betriebe beherrschen nicht nur ihr Handwerk, sondern vor allem Kapazitätsplanung, Routenlogistik und eine nüchterne Kalkulation. Genau dort entscheidet sich, ob Verträge tragfähig sind – oder bloß Beschäftigung schaffen, ohne Rendite.
Umsatzpotenziale von Hausmeisterdiensten im Check
Wer behauptet, ein Hausmeisterservice könne „beliebig skalieren“, übersieht die Grenzen manueller Dienstleistungen. Realistisch bewegen sich Stundensätze je nach Region zwischen etwa 35 und 60 Euro, im ländlichen Raum eher unten, in Ballungsräumen oben. Monatspauschalen pro Objekt für Basisbetreuung (Kontrollen, Kleinreparaturen, Pflege) reichen typischerweise von 300 bis 1.200 Euro; größere Gewerbeflächen oder Wohnanlagen mit Technik- und Winterdienst liegen auch bei 1.500 bis 3.000 Euro. Daraus ergeben sich für Solo-Unternehmer meist 80.000 bis 150.000 Euro Jahresumsatz; kleine Teams mit 3–5 Köpfen erzielen 250.000 bis 600.000 Euro; ab 10 Mitarbeitenden sind 1–3 Millionen Euro möglich – wenn die Tourendichte stimmt.
Der Kern des Umsatzes sind planbare, wiederkehrende Leistungen. Pauschalverträge sichern Grundauslastung, Zusatzaufträge (Sonderreinigung, Kleinreparaturen, Notdienste, Garten- und Winterdienst) heben den Ticketwert und dämpfen Saisoneffekte. Entscheidend ist die Mix-Strategie: Wer nur „Allgemeine Betreuung“ verkauft, bleibt austauschbar und preissensibel; wer technische Haustechnik, Prüfintervalle oder 24/7-Bereitschaft abdeckt, erschließt höhere Preiszonen. Ein praxisnahes Raster: 20–30 Objekte mit je 500–900 Euro Pauschale monatlich plus 15–25 Prozent Zusatzleistungen ergeben schnell einen mittleren sechsstelligen Jahresumsatz.
Umsatzfantasie darf aber nicht Effizienz vernichten. Zu weite Einzugsgebiete, schwache Bündelung der Objekte und unklare Leistungsgrenzen fressen Tourenzeit und treiben Reklamationskosten. Umgekehrt entsteht Hebel durch Gebietsvertiefung (mehr Objekte je Postleitzahl), Standardpakete mit klaren SLA und digitale Ticketprozesse. Strategische Partnerschaften mit WEG-Verwaltern, Wohnungsgenossenschaften oder Gewerbeparks sind Umsatztreiber – allerdings nur, wenn die Preise konsequent an steigende Lohn- und Energiekosten indexiert werden.
Kostenstrukturen vs. Marktpreise: realistische Margen
Die verbreitete Annahme, jeder fakturierte Stundensatz sei quasi Gewinn, ist trügerisch. Direktkosten bestehen primär aus Löhnen inklusive Lohnnebenkosten, die reale Arbeitsstunde kostet den Betrieb häufig 25–35 Euro. Hinzu kommen Fahrzeuge (Leasing, Wartung, Sprit), Werkzeuge, PSA, Entsorgung, Software, Administration, Versicherung und nicht fakturierbare Zeiten (An- und Abfahrt, Angebotswesen, Reklamationen). Da die produktive Auslastung selten über 70–80 Prozent liegt, verteilt sich Overhead auf weniger abrechenbare Stunden als gedacht.
Setzt man typische Marktpreise von 40–55 Euro pro Stunde ins Verhältnis zu Vollkosten von 35–42 Euro, bleibt ein Deckungsbeitrag von grob 10–15 Euro pro Stunde bzw. eine Rohertragsquote von etwa 20–30 Prozent. Nach Gemeinkosten resultieren Nettomargen von 5–10 Prozent – gut geführte Betriebe erreichen 8–12 Prozent, Spitzenreiter mit hoher Tourendichte und strikter Projektsteuerung bis 12–18 Prozent EBITDA. Pauschalverträge sind margenträchtig, wenn Leistungsgrenzen sauber definiert, Objekte eng gebündelt und Nachaufwände konsequent nachkalkuliert werden; sie kippen, wenn „All-inclusive“ unkontrolliert Mehrleistungen verschluckt.
Wer realistische Margen will, braucht harte Leitplanken: ein kalkulierter Mindeststundensatz auf Basis produktiver Stunden, Indexklauseln für Lohn- und Energiekosten, Staffelpreise für Sonderleistungen sowie Winter- und Notdienstzuschläge. Operativ zählen Routenoptimierung, Taktung (Zeitfenster), First-Time-Fix-Quoten, präventive Wartung statt Feuerwehr-Einsätzen und transparente Leistungsnachweise. Ebenso wichtig: Nein sagen zu Dumping-Ausschreibungen. Umsatz ohne Deckungsbeitrag ist Beschäftigungstherapie – und genau dort scheitern viele Hausmeisterdienste, obwohl „der Markt brummt“.
Ein Hausmeisterservice kann beeindruckende Umsätze erzielen – aber nur, wenn Preis, Leistung und Prozess ineinandergreifen. Die Spanne reicht vom soliden Solo-Geschäft bis zum siebenstelligen Betrieb; die wahre Kunst liegt in Tourendichte, klaren Leistungsgrenzen, indexierten Verträgen und einer Kostenwahrheit, die jede Stunde realistisch bewertet. Wer so kalkuliert, erwirtschaftet verlässliche, wenn auch keine spektakulären Margen – und genau diese Nüchternheit macht das Geschäftsmodell nachhaltig.