Der Stundensatz eines Hausmeisterservice wirkt auf den ersten Blick oft wie eine einfache Zahl. Doch hinter jeder Stunde steckt ein komplexes Geflecht aus Personal-, Sach- und Organisationskosten, die weit über den reinen Lohn hinausgehen. Wer Angebote realistisch vergleichen und Fehlentscheidungen vermeiden will, sollte verstehen, was die Stunde wirklich kostet – und warum vermeintlich „billige“ Preise am Ende selten die günstigste Lösung sind.
Was treibt den Stundensatz wirklich in die Höhe?
Der größte Treiber ist der Faktor Arbeit selbst: Neben dem Bruttolohn fallen Lohnnebenkosten, Urlaub, Krankheit, Fortbildung, Arbeitskleidung und bezahlte, aber nicht fakturierbare Zeiten an. Ein Hausmeisterservice kalkuliert nicht nur die produktiven Minuten am Objekt, sondern auch Rüstzeiten, Sicherheitsunterweisungen und Wege im Betrieb. Wer qualifizierte Mitarbeitende mit handwerklicher Mehrfachkompetenz einsetzt, zahlt höhere Löhne – erhält aber schneller und nachhaltiger erledigte Arbeiten, was den Gesamtaufwand senken kann.
Zweitens wirken fixe Gemeinkosten in den Stundensatz hinein: Fahrzeugflotte, Werkzeuge, Prüfungen (z. B. DGUV), Kalibrierungen, Versicherungen (Betriebshaftpflicht, ggf. Vermögensschaden), Software für Einsatzplanung sowie Miete und Energie des Standorts. Diese Kosten laufen unabhängig davon, ob in der Stunde tatsächlich eine Rechnung geschrieben wird. Folglich muss jede verrechenbare Stunde einen Anteil dieser Fixkosten tragen, sonst ist der Betrieb langfristig nicht tragfähig.
Drittens beeinflussen Auslastung und Risikoaufschläge den Preis. Leerlauf durch kurzfristige Stornierungen, Saisonalität (Winterdienst, Ferienzeiten), Notdiensteinsätze mit Bereitschaft sowie Gewährleistungsrisiken müssen einkalkuliert werden. Seriöse Anbieter legen hierzu transparente Zuschläge offen: Nacht- und Wochenendzuschläge, Mindestabnahmen oder Staffelpreise. Wo diese Positionen „fehlen“, sind sie häufig versteckt – und tauchen später als Mehrkosten oder Qualitätsabstriche wieder auf.
Versteckte Posten: Fahrtzeit, Material, Verwaltung
Fahrtzeit ist selten „umsonst“. Entweder wird sie explizit als Anfahrt berechnet (Pauschale oder Minutenpreis) oder indirekt über höhere Stundensätze kompensiert. Entscheidend ist die Distanz, der Verkehr, Park- und Zugangssituationen sowie die Taktung zwischen mehreren Objekten. Angebote mit sehr niedrigen Stundensätzen gleichen dies oft durch strenge Mindestzeiten, hohe Anfahrtspauschalen oder Zuschläge außerhalb definierter Radien aus.
Materialkosten sind mehr als der Kaufpreis im Baumarkt. Ein professioneller Dienstleister hält Lagerbestände, beschafft kurzfristig, garantiert Qualität und Gewährleistung und übernimmt Entsorgung. Das schlägt sich in Materialaufschlägen, Mindermengenzuschlägen oder Pauschalen für Verschleiß- und Kleinmaterial nieder. Wer nur den reinen Artikelpreis erwartet, unterschätzt Logistik, Auswahlkompetenz und Haftung – und riskiert ungeeignetes oder minderwertiges Material.
Die Verwaltung ist der unsichtbare Pfeiler jeder Stunde: Disposition, Angebotserstellung, Dokumentation für Mieter und Eigentümer, Abnahmen, Fotos, Ticketsysteme, Rechnungsstellung, Mahnwesen und Compliance. Auch rechtliche Rahmen wie Datenschutz, Unfallverhütung und Qualifikationsnachweise erfordern Prozesse und Tools. Diese „Backoffice-Leistung“ taucht selten als eigene Zeile auf, fließt aber anteilig in den Stundensatz ein – oder erscheint als Verwaltungs- bzw. Einsatzpauschale.
Ein fairer Stundensatz im Hausmeisterservice ist das Ergebnis aus Lohn, Gemeinkosten, Risiko, Qualität und Organisation – nicht nur eine Zahl auf dem Flyer. Wer Vergleiche anstellt, sollte gezielt nachfragen: Wie wird Fahrtzeit abgerechnet? Welche Materialaufschläge und Kleinmaterialpauschalen gelten? Gibt es Mindestzeiten, Notdienstzuschläge und Verwaltungspauschalen? Transparente Kalkulationen sind selten die billigsten, aber fast immer die verlässlichsten – und am Ende häufig die wirtschaftlichste Entscheidung.