Verdienst im Hausmeisterservice Mythos vs Realitaet

Mythos vs. Realität: Löhne im Hausmeisterservice

Kaum ein Thema sorgt in Hausverwaltungen und bei Eigentümergemeinschaften für so viel Gesprächsstoff wie die Frage, was ein Hausmeisterservice wirklich verdient. Zwischen wahrgenommenen „Spitzenstundensätzen“ und der nüchternen betriebswirtschaftlichen Realität klafft eine Lücke. Wer diese Lücke versteht, trifft bessere Entscheidungen – und erkennt, warum faire Preise nicht Ausdruck von Gier, sondern von Professionalität und Nachhaltigkeit sind.

Mythos Spitzenverdienst: Warum Stundensätze täuschen

Der sichtbar kommunizierte Stundensatz wirkt wie ein Direktfenster in die Kasse des Dienstleisters – und ist doch nur eine Oberfläche. Ein ausgewiesener Satz von beispielsweise 60 Euro pro Stunde suggeriert manchen Auftraggebern, der Monteur oder Hausmeister stecke sich diesen Betrag selbst ein. Tatsächlich ist der Stundensatz ein Mischpreis, der die Gesamtkosten des Betriebs abdeckt und mit dem nur ein Teil der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit gegenüber dem Kunden abgerechnet werden kann.

Ein zweiter Trugschluss: Verrechenbare Stunden sind nicht identisch mit Arbeitsstunden. Akquise, Disposition, Angebotswesen, Materialbeschaffung, Rüstzeiten, Nacharbeiten und Dokumentation sind echte Arbeit, aber häufig nicht gesondert fakturierbar. Die Auslastungsquote – also der Anteil der produktiv abrechenbaren Zeit – liegt im Handwerk und bei technischen Diensten oft deutlich unter 70 Prozent. Aus 60 Euro Faktura pro abrechenbarer Stunde werden so, auf die Gesamtarbeitszeit verteilt, deutlich geringere Erlöse je effektiv geleisteter Stunde.

Hinzu kommt die Brutto-Netto-Verwechslung. Endkundenpreise enthalten die Umsatzsteuer; in Deutschland sind das meist 19 Prozent, die vollständig an den Fiskus abgeführt werden. Aus 60 Euro brutto bleiben bereits nur rund 50 Euro netto Betriebserlös. Davon gehen wiederum sämtliche Kosten ab – von Fahrzeugen über Versicherungen bis zu Gewährleistungsrisiken. Der vermeintliche „Spitzenverdienst“ schrumpft im Lichte dieser Realität beträchtlich.

Realität Kostenstruktur: Löhne, Fahrt, Gewährleistung

Die größten Posten in Hausmeisterbetrieben sind Löhne und Lohnnebenkosten. Ein qualifizierter Mitarbeiter kostet den Betrieb nicht nur den Bruttolohn, sondern zusätzlich Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, bezahlten Urlaub, Feiertage, Krankheitszeiten, Weiterbildung und Verwaltungsaufwand. Aus einem Stundenlohn von beispielsweise 18–22 Euro können so leicht 27–35 Euro tatsächliche Personalkosten pro produktiver Stunde werden – und das bei konservativ gerechneter Auslastung.

Mobilität ist der zweite Kostentreiber. Einsatzfahrzeuge verursachen Leasing- oder Anschaffungskosten, Versicherung, Wartung, Reifen, Kraftstoff sowie Wertverlust. Fahrzeiten sind organisatorisch notwendig und logistisch anspruchsvoll, aber nicht immer vollständig verrechenbar. Dazu kommen Parkgebühren, Staus, Anfahrten zu Materialhändlern und die Vorhaltung von Werkzeugen und Ersatzteilen, deren Anschaffung und Instandhaltung ebenfalls im Stundensatz stecken. Pauschalen für Anfahrt oder Mindestberechnungen pro Einsatz sind betriebswirtschaftlich keine Marotte, sondern ein Ausgleich für diese Fix- und Rüstkosten.

Gewährleistung und Haftung bilden die oft unterschätzte dritte Säule. Wer eine Reparatur ausführt, trägt das Risiko von Rückläufern, Nachbesserungen und Kulanz – inklusive erneuter Anfahrt, Diagnose und Arbeitszeit ohne zusätzliche Vergütung. Um diese Risiken abzufedern, sind ausreichende Betriebshaftpflicht, Dokumentation, Qualitätssicherung und Rückstellungen nötig. Sie kosten Geld, reduzieren die kurzfristige Marge und sichern langfristig Verlässlichkeit. Am Ende bleibt – je nach Betriebsgröße, Spezialisierung und Effizienz – häufig nur eine überschaubare Nettomarge im unteren einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich.

Der Blick auf den Stundensatz allein ist ein schlechter Ratgeber. Wer die Kostenstruktur eines Hausmeisterservices versteht, erkennt: Faire Preise finanzieren nicht Luxus, sondern Qualität, Verfügbarkeit und Rechtssicherheit. Die klügste Strategie für Auftraggeber ist Transparenz einzufordern, Leistungsumfang klar zu definieren und nicht den billigsten, sondern den wirtschaftlich tragfähigen Anbieter zu wählen – denn echte Kosten lassen sich nicht wegsparen, sie kehren als Ausfälle, Wartezeiten oder Nacharbeiten zurück.

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